Kuben als Sinnbild

2020 begehen wir das 100. Gründungsjubiläum der Leipziger Grassimesse. Deren erfolgreiche, wenn auch infolge der Zeitumstände wechselhafte Geschichte ist vor allem durch eins geprägt: durch das Bekenntnis zum Qualitätsprinzip, zur Qualitätsauslese in angewandter Kunst und Design.

Blickt man in die Ausstellerverzeichnisse der Grassimesse, so kristallisieren sich seit Anbeginn zwei – sich gut ergänzende – Gruppen von teilnehmenden Künstlern heraus. Einmal jene, die von neuen Ideen beflügelt, einmalig oder für kürzere Spannen beziehungsweise gelegentlich erscheinen und das Gesamtbild innovativ bereichern. Zum anderen aber die Künstlerinnen und Künstler, die der Messe über lange Zeiträume verbunden bleiben, weil sie die kritisch-strengen, jährlich wechselnden Jurys mit ihren gestalterischen Leistungen immer aufs Neue überzeugen können.

Zu letzterer Gruppe gehören Ulla und Martin Kaufmann. Seit der Neugründung der Grassimesse 1997 haben sie es geschafft, ihren Stand als eine tragende Säule der Grassimesse zu behaupten. Das spricht eindeutig für ihre Arbeit, für ihre kontinuierlich wachsenden Gestaltungsideen, deren Kraft sich beinah zeitenthoben jenseits modischer Wellen entfaltet und die dennoch nie an Modernität verlieren.

Die hohe Wertschätzung für das Werk von Ulla und Martin Kaufmann durch unser Museum äußert sich auch in der langen Einbindung ihrer Werke in die Ständige Ausstellung, wo die Vitrinen-Konstellation erst jüngst dank einer noblen Schenkung von Lotte Reimers neue Akzente erfahren hat, wie auch generell durch die in den Sammlungsbestand aufgenommenen Stücke.

Als die Frage aufkam, mit welchem Beitrag wir – in konzentrierter Form auf kleiner Fläche – das Grassimesse-Jubiläum würdigen könnten, lag es aus den genannten Gründen nahe, an Ulla und Martin Kaufmann zu denken.

Die Reihe ihrer Kubus-Variationen begeistert uns seit Langem: ein Fixum von sechs Flächen, acht Ecken und zwölf Kanten. Und doch immer wieder neue, ungeahnte Lösungen, den Würfel zu öffnen, ihn zum Behältnis zu wandeln oder ihn einfach als Sinnbild unerschöpflicher Gestaltungskraft erscheinen zu lassen. Scheinbar verblüffender Minimalismus, der aber nur durch Beherrschung von Material und Technik und mit geistiger Durchdringung der Form zu gewinnen ist.

Insofern stehen die Kuben der Kaufmanns auch stellvertretend für ihr Gesamtwerk.